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1972

1972 (für eine kleine Zeitreise auf die Bilder klicken)

Der naturwissenschaftlich und sprachlich hochbegabte Rumford, dessen Vater bald nach seiner Geburt starb, bildete sich durch Kurse im nahen Harvard College weiter und arbeitete als Kaufmannslehrling, Apotheker sowie Wanderschullehrer. 1772 heiratete er eine wohlhabende Witwe und wurde Major der Bürgermiliz. Als überzeugter Royalist und brit. Geheiminformant war er 1776 genötigt, sich nach England abzusetzen, wo er das Vertrauen des Kolonialministers Lord George Germain gewann. Durch kriegswichtige physikalische Experimente, Erfindungen und Schiffsmodelle machte er auf sich aufmerksam und wurde in die Londoner „Royal Society“ gewählt. Als Kolonial-Unterstaatssekretär organisierte er 1780/81 den Nachschub im nordamerik. Krieg. Nach dem Friedensschluß 1783 nahm er als Dragoneroberst seinen Abschied.

In Straßburg empfahl ihn Prinz Max Joseph von Pfalz-Zweibrücken an seinen Onkel, Kf. Karl Theodor von Pfalz-Bayern. Während eines kurzen Englandaufenthalts 1783 von Kg. Georg III. nobilitiert, diente R. Karl Theodor seit Frühjahr 1784 in München als Leibadjutant, Berater und geheimer diplomatischer Sendbote (1785 Kammerherr, 1787 [Tit.] Geh. Rat). 1788 beförderte ihn Karl Theodor zum Generalmajor der Kavallerie, kurpfälz. Wirkl. Geh. Rat und Chef des Geh. Kriegsbüros und beauftragte ihn mit umfassenden Heeresreformen. R. verband diese im Sinne von Aufklärung, Utilitarismus, Eudämonismus und Philanthropismus mit sozialen und wirtschaftlichen Reformen, mit Stadtentwicklung und -entfestigung, mit Volksernährung, -gesundheit und -bildung. Dabei entstanden seit 1789 drei Institutionen, die rasch auch internationale Beachtung und Nachahmung fanden: ein „Militärisches Arbeitshaus“ als zivile Manufaktur und Rüstungswerkstatt, das Armeninstitut sowie der seit 1792 öffentlich zugängliche „Englische Garten“. Oberstes Ziel aller Reformen bildete die Stabilisierung von Karl Theodors aufgeklärtem pfalzbayer. Staatsabsolutismus durch Schutz nach Außen, strikte Ordnung und Verhinderung revolutionärer Umtriebe im Inneren und materielle Zufriedenheit der Untertanen. Als Dank für Rumfords publizistische Loyalitätskampagnen 1790/92, welche zu Konflikten mit dem Münchener Magistrat führten, wurde er durch Karl Theodor im Febr. 1792 zum Generalleutnant der Artillerie und Chef des neuen Generalstabs und drei Monate später, dank seines Reichsvikariats, zum Reichsgrafen von Rumford ernannt.

Während der folgenden Kriegsjahre war Rumford von militärischen Pflichten entbunden. Er leitete und verbesserte seine Münchener Institutionen, führte physikalisch-thermodynamische Experimente durch (Geschwindigkeitsmessung v. Gewehrkugeln beim Austritt aus d. Lauf in Abhängigkeit v. d. Zusammensetzung d. Schießpulvers; Anomalie d. Ausdehnung von Wasser zwischen 0° u. 4 °C; wärmeisolierende [Mil.]kleidung; Photometer zur Schattenmessung; spezielle Öllampen, um bei minimalem Energieaufwand maximale Helligkeit zu erzielen; Absorption u. Streuung v. Licht; psycholog. Wirkungen v. Komplementärfarben). Er erfand u. a. einen Sparofen und -kamin, einen Gemeinschaftsherd für Armenspeisungen und spezielle Gerichte, v. a. die sog. „Rumfordsuppe“. 1793/94 reiste er jeweils für mehrere Monate nach Italien, 1795/96 nach Großbritannien. Dort knüpfte er enge Kontakte zu Regierungs- und Parlamentsmitgliedern, Naturforschern der „Royal Society“, Agrarspezialisten und Manufakturisten, Sozialreformern und Philanthropen. Der erste Band seiner „Essays“ (London 1796) mit Beschreibungen seiner Experimente, Erfindungen und der Münchener Manufaktur- und Wohlfahrtseinrichtungen sicherte ihm raschen und dauerhaften Ruhm auf den britischen Inseln, wenig später auch auf dem Kontinent und in Nordamerika.

Als im Sommer 1796 franz. Armeen nach Süddeutschland vorstießen, wurde Rumford nach München zurückbeordert und kurz vor Karl Theodors Flucht zum bayer. „Oberstfeldstatthalter“ berufen. Er leitete die Evakuierung, verhandelte mit Franzosen und Österreichern, installierte Volksküchen und bewahrte die Hauptstadt vor Besetzung, Plünderung und Hungersnot. Im folgenden Jahr glückte ihm im sog. Münchener „Kanonen-Experiment“, das den Beginn der Thermodynamik markiert, der Nachweis einer Relation zwischen mechanischer Arbeit und Wärmeentwicklung. Durch seine bahnbrechenden Erkenntnisse konnte er die herkömmlichen stofflichen Wärmekonzepte widerlegen und bereitete den Weg zur Erkenntnis des Wärmeäquivalents (Julius Robert v. Mayer, J. P. Joule).

Seit Januar 1798 führte er die neugeschaffene Oberste Polizeidirektion, trat aber angesichts wachsender Anfeindungen bereits im August zurück. Er wurde als General pensioniert und zum pfalzbayer. Gesandten in London ernannt. Um die Wende 1798/99 konzipierte Rumford hier eine gelehrte Sozietät, gewann einflußreiche Helfer und ein kgl.|Patent. Die im Frühjahr 1799 eröffnete, noch heute bestehende „Royal Institution“ zielte auf Annäherung von reiner und angewandter Naturwissenschaft, anschauliche didaktische Vermittlung in öffentlichen Vorträgen, Ausgleich agrarischer und gewerblich-industrieller Interessen und auf eine umfassende pauperistische Wohlfahrtspolitik. Im Herbst 1800 wurde Rumford nach Edinburgh berufen, um das schottische Armenwesen zu reformieren.

1801 kehrte er nach Bayern zurück, lernte bei einem ersten Aufenthalt in Paris Napoleon Bonaparte und die franz. Gelehrtenelite kennen und wurde in das „Institut National des Sciences et des Arts“ gewählt. Im folgenden Jahr bestellte ihn Kf. Max. IV. Joseph zum Generalkommissar für die Übergabe Mannheims und der rechtsrhein. Pfalz an Baden sowie für die Rückführung wertvoller Instrumente und Kunstschätze nach München. In die anstehende Reform der Bayer. Akademie der Wissenschaften nach englischen und französischen Vorbildern griff Rumford 1801/05 mehrmals ein und war kurzzeitig als Akademiepräsident vorgesehen.

Seit 1803 hatte Rumford als bayer. Pensionär seinen ständigen Wohnsitz in Paris, wo er weitere erfolgreiche Wärmeexperimente durchführte. Seine engen Beziehungen zu den Gelehrten des „Institut National“ wurden durch seine herrische, ego- und exzentrische Wesensart zeitweise empfindlich gestört; seine Ehe mit der Witwe des Chemikers Lavoisier zerbrach nach wenigen Jahren. Seither lebte Rumford mit seiner Tochter zurückgezogen in Auteuil. Nach Napoleons Sturz 1814 schien die erhoffte Rückkehr nach England möglich, doch Rumford fiel im August überraschend einem „Nervenfieber“ zum Opfer. (Quelle Wikipedia)

© Copyright 2002 - 2016 letzte Änderung am 05.03.2016